8th Gunnar Hering Lecture

 

Der diesjährige Sprecher, Christos KARVOUNIS, lehrt am Fachbereich für Translation-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Arbeitsbereich Neugriechisch). Er promovierte 2001 in Griechischer Philologie an der LMU, wo er sich auch 2014 in Neogräzistik habilitierte. Zu seinen wichtigsten Publikationen gehören: Aussprache und Phonologie im Altgriechischen, Darmstadt:WBG 2007; Diglossie, Sprachideologie, Wertekonflikte. Zur Geschichte der neugriechischen Standardsprache 1780 bis 1930, Köln:Böhlau 2016; Το Κατά Ματθαίον Ευαγγέλιο από τον Αλ. Πάλλη. Ζητήματα μετάφρασης της Αγίας Γραφής (Die Übersetzung des Matthäus- Evangeliums durch A. Pallis. Übersetzungsfragen der Heiligen Schrift), Herakleion:PEK 2022; (Hg.), Bibelübersetzung zwischen Tradition und Moderne, Pluralität, Skepsis, Perspektiven. Berlin: Frank und Timme 2024.

Sprach(en)fragen und Identität(en) im neuzeitlichen Europa

Auch wenn der Ausdruck Sprach(en)frage immer wieder als Besonderheit der griechischen Sprachgeschichte aufgefasst wird (bekannt als "glossiko zitima"), stellten Sprach(en)fragen einen „gewöhnlichen“ Prozess im neuzeitlichen Europa dar, in dessen Rahmen Eliten und Sprachgemeinschaften mit sprachlicher Gegenwart und Vergangenheit umgingen. Mehrsprachigkeit war im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa die dominante soziolinguistische Situation, der man allerdings kaum Beachtung schenkte, unter anderem weil das Konzept Sprache zunächst ausschließlich für die „Vollsprachen“ Latein und Altgriechisch reserviert war. Dass innerhalb von ein- bis zweihundert Jahren volkssprachliche Varietäten von „entarteten Patois“ zu gleichwertigen Vollsprachen wurden, stellte nun eine kleine „ökolinguistische Revolution“ dar. Sprach(en)fragen im neuzeitlichen und modernen Europa betrafen unter anderem das sprachlich-kulturelle Verhältnis zu den klassischen Sprachen, den Aufwertungsprozess regionaler oder/und literarischer Varietäten, das Verhältnis der neuen, als Standard definierten (Volks)Sprache gegenüber den übrigen regionalen Varietäten, die Konkurrenz gegenüber Nachbarsprachen und nicht zuletzt eine (oft idealisierte) Identitätsverbindung zwischen Sprache und Sprachgemeinschaft bzw. „Volk“. Es ist von besonderem Interesse, einerseits diesen Prozess exemplarisch bei Sprachlandschaften wie die deutsche, französische, italienische oder englische zu verfolgen, andererseits die Parallelen und die Besonderheiten aufzuzeigen, die der neugriechische Fall aufweist.

 

Poster 

Programm

 

In Kooperation mit:

ÖGNS/Österreichische Gesellschaft für Neugriechische Studien

Institut für Byzantinistik und Neogräzistik

Historisch- Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien