Tagung
Nach-Bürgerkriege
Österreich, Spanien und Griechenland im Vergleich
Post-Civil Wars
Comparing Austria, Spain and Greece
Der globalisierende historische Blick auf Zweiten Weltkrieg (1939–45) und Holocaust verdeckt oft, dass sich davor, gleichzeitig und danach in nicht wenigen europäischen Ländern Bürgerkriege ereignet haben. Dies gilt auch für die off enen innerstaatlichen Gewaltereignisse in Österreich (Schutzbundaufstand 1934), in Spanien (Bürgerkrieg 1936–39) und in Griechenland (1944–49). Diese Konflikte unterschieden sich beträchtlich hinsichtlich Dauer und Zahl der Opfer, und es ist nicht immer einfach, Faktoren externer Intervention, ideologischer Imitation und langfristiger innenpolitischer Konfliktstrukturen analytisch herauszuarbeiten.
Dennoch soll mit dieser Tagung – der ersten ihrer Art – ein Vergleich in zweifacher Hinsicht unternommen werden: Einerseits geht es sowohl um die Einschätzung der langfristigen gesellschaftlich-politischen Spaltungen und deren Ursachen in den 30er und 40er Jahren als auch um deren Nachwirkungen in der Nachkriegszeit. Auch unterschiedliche Formen von institutionellen und politischen Bürgerkriegs-Überwindungen wie das österreichische Sozialpartnerschaftssystem, der unterbrochene und verspätete Wandel Spaniens und Griechenlands zur Demokratie und die Schwierigkeiten der „Vergangenheitsbewältigung“ in diesen drei
Ländern sollen diskutiert werden. Andererseits wird das Nachleben dieser Erfahrungen in individuellen und gruppenspezifischen Erinnerungen (und Tabus) behandelt, woraus verständlich werden soll, warum noch zwei Nachkriegs-Generationen später in geographisch entfernten, sich jedoch wirtschaftlich und politisch annähernden Staaten Europas weiterhin geteilte politische Kulturen bestehen.