The Marginalization and subculture groups in Byzantium (6th - 12th century)

FWF-Projekt AP2786521
Projektleiter: Prof. Dr. Ewald KISLINGER
Projektmitarbeiterin: Dr. Despoina ARIANTZI
Projektbeginn: 1. März 2016
Projektende: 31.8.2019

 

Forschungsziel ist es, die Phänomene sozialer Marginalisierung und subkultureller Gruppen im Kontext einer vor-modernen Gesellschaft an der Schnittstelle zwischen Ost und West und zwischen Spätantike und Mittelalter, nämlich im Byzanz des 6. bis 12. Jahrhundert, zu untersuchen, indem drei verschiedene, aber funktionell und räumlich verwandte Berufsbilder, das sind Gastwirte, Prostituierte und Mimen analysiert werden. Auf der Basis dieser speziellen Gruppen wird angestrebt, eine Reihe zentraler Fragen sozialgeschichtlicher Untersuchungen über Außenseiter und Randgruppen zu beantworten.

Arbeitshypothese: Im Rahmen einer vielseitigen und umfassenden Annäherung an das Phänomen der Marginalisierung in Byzanz soll dieses Projekt die besagten Randgruppen im Licht von vier thematischen Untereinheiten, die unter folgenden Überschriften subsumiert werden können erforschen:

1) Mechanismen der Marginalisierung;
2) soziale Interaktionen zwischen "Normalen" und Außenseitergruppen;
3) Typologische Kategorien des Verhaltens von Außenseitern;
4) Wahrnehmung und Identität von Randgruppen

Die Arbeitsmethode basiert auf einer analytischen Lektüre aller relevanten schriftlichen Quellen vom 6. bis zum 12. Jahrhundert, zu der bildliche Quellenaussagen (und die wenigen relevanten Sachgüter) ergänzend verwendet werden. Das gesammelte Material wird sodann in einer komparativen Synthese und Interpretation der Informationen aufbereitet. Hierbei werden die Quellenaussagen mit Hilfe soziologischer, sozialpsychologischer und sozialanthropologischer Forschungsansätze bearbeitet und bewertet.

Die Ergebnisse werden Neuland auf dem Gebiet der Byzantinistik erschließen und die Sozialgeschichte des östlichen Mittelmeerraumes in Spätantike und frühem Mittelalter befördern, unter einem streng interdisziplinären Fokus auf Applikation analytischer Mittel und Methodik moderner soziologischer Studien. Das Projekt durchleuchtet zentrale Aspekte sozialer Einstellungen und Wahrnehmungen in Byzanz sowie der Mentalitätsgeschichte im Mittelalter. Es schafft eine solide Basis an Quellenmaterial, terminologischen Definitionen und Interpretationen von sozialen Strukturen, Verhaltensweisen und Regeln, welche die Beziehung zwischen sozialen Randgruppen und der Hauptmasse der Gesellschaft samt ihrer politischen, intelektuellen und religiösen Eliten bestimmen. Eine quellenorientierte Analyse von Gastwirten, Prostituierten und Mimen, wie sie in diesem Projekt intendiert ist, ergibt zudem erweiterte Einsichten in den Bereich der byzantnischen Amüsements und Vergnügungen als einem wichtigen Aspekt byzantinischer Lebenswelt. Die erzielten Erkenntnisse lassen sich in das breitere Feld von Untersuchungen zu Mentalitäten, Denkweisen und Alltagsleben in Südosteuropa, im östlichen Mittelmeerraum und christlichen Nahen Osten einbetten.