4. Gunnar Hering Lectures am 2. April 2019
4. Gunnar Hering Lectures am 2. April 2019
Am 2. April 2019 fand die vierte Gunnar Hering Lecture statt.
Den Hauptvortrag in englischer Sprache hielt in diesem Jahr Prof. Dr. Méropi Anastassiadou (Institut National des Langues et Civilisations Orientales INALCO, Paris/ zugleich Universität Genf) über
"Istanbul, 1914-1922. The Greeks of the City among shortage, hope and collapse".
Dabei ging es der Juristin und Historikerin darum, die Auswirkungen massiver Migrationsflüsse in die Hauptstadt des untergehenden Osmanischen Reichs einerseits auf die Gesamtbevölkerung aufzuzeigen, die Spezifika der ebenso wachsenden griechischen Bevölkerungsgruppe.
Prof. Anastassiadou ist eine international bekannte Osmanistin, die oft transnationale Vergleiche in der Geschichte der Region unternimmt und hierfür sich komplexer Fragen mit den Instrumenten sowohl der Rechts- als auch der Sozialgeschichte nähert.
Die Auswahl der Rednerin und des Themas entspricht dem Konzept der Österreichische Gesellschaft für Neugriechische Studien und des mitorganisierenden Instituts für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien hinter den Gunnar Hering Lectures nämlich Südosteuropa als Teil von gesamteuropäischen, ja globalen historischen Prozessen mit Hilfe von renommierten Gästen in Betracht zu ziehen. Hierzu bietet sich Wien als Ort der über Jahrhunderte gewachsenen Beziehungen zum europäischen Osten und Südosten sowie als Sitz bedeutender internationaler Organisationen insbesondere an. Die langjährige Tradition der Universität Wien in der Erforschung südosteuropäischer Geschichte, in die sich Gunnar Hering und die heutige Neogräzistik eingliedern lassen, stellt auch einen bedeutenden Teil des konzeptuellen Rahmens der Lectures dar. Last but not least ist die Vernetzung aller historischer Fächer an der Universität Wien stark, was zu ihrer wiederholt hohen Bewertung gerade in den Humanities in internationalen Rankings führt. Aus diesem Grund hat sich seit der 2. Lecture auch die Tradition etabliert, als Respondentin/ Respondenten eine/n Professor/in der Universität Wien anzufragen. Es freute uns sehr, dass die international bekannte Osmanistin Prof. Dr. Claudia Römer, die selbst enge professionelle Beziehungen zur französischen Orientalistik pflegt und schon als Gastprofessorin an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris war, diese Rolle übernommen hat.
Der Erfolg der bisherigen Gunnar Hering Lectures, die seit 2016 mit reger Diskussionsbeteiligung von FachspezialistInnen, Studierenden und allgemein interessierten HörerInnen stattfanden, übertraf alle Erwartungen und bestätigte die OrganisatorInnen in ihrem ursprünglichen Plan eine jährliche Veranstaltung zu schaffen. Diese ehrt einerseits den Südosteuropahistoriker Gunnar Hering (1934-1994), gibt zugleich andererseits Spezialistinnen mit vergleichbaren Forschungsfeldern die Möglichkeit an der weltweit bekannten Bibliothek des Instituts für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien eine Woche lang zu arbeiten, Netzwerke zu bilden oder zu intensivieren und andere für Südosteuropa relevante Sammlungen in Archiven und Bibliotheken Wiens kennen zu lernen.
An der Vienna University Press wurde zudem eine gleichnamige Reihe gegründet, in der die Lectures als kleine Monographien sowohl im Druck als auch Open Access veröffentlicht werden (Band 1, Band 2 - bereits erschienen). Der dritte Band erscheint voraussichtlich im Juli 2019, der vierte ist für Dezember 2019 geplant. Die Reihe wurde sofort international wahrgenommen, auch dank des zwar kostspieligen, aber nicht mehr weg zu denkenden Open Access.