Griechische Dimensionen südosteuropäischer Kultur seit dem 18. Jahrhundert: Verortung, Bewegung, Grenzüberschreitung

(Konferenz 17. - 18. Dezember 2009)

Angesichts der Debatten über die Auflösung und Verschiebung von Grenzen im Zeitalter der Globalisierung erhält die Frage nach der Bedeutung von regionalen Identitäten eine neue Aktualität. Welches Gewicht kommt in diesem Zusammenhang den Raumkonzepten "Balkan" und "Levante" zu? Wie lassen sich diese im Spannungsfeld von Ethnozentrismus und Universalismus bestimmen? Wie wirken dabei Mobilitätsaspekte? Die Untersuchung griechischer Kultur in diesem Raum scheint aufgrund ihres transterritorialen Charakters für eine Auseinandersetzung mit der Frage nach einer balkanischen, orientalischen und europäischen Identität vielversprechend. In diesem Kontext ist etwa auf ihre Funktion als "kulturelles Kapital" in der osmanischen Periode zu verweisen, ebenso aber auf ihre Präsenz in Migrations- und Diasporadiskursen bis in die Gegenwart hinein.

Vor diesem Hintergrund reflektiert die Konferenz Konzepte von Kultur in Südosteuropa vor allem zwischen den Polen der Begriffe Identität und Grenze. Wie bereits die thematische und methodologische Heterogenität der Tagungsbeiträge erahnen läßt, handelt es sich dabei um überaus vielschichtige Konstruktionen. So siedelt einerseits jede Identitätsverhandlung zwischen kultureller Produktion und Rezeption, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Aneignung und Ablehnung, während andererseits das Konzept der "Grenze" - ob als geographisch-politische, sprachlich-kulturelle oder anders geartete Demarkationslinie - sich trotz seines grundsätzlich stabilisierenden Charakters als durchaus ambivalentes Phänomen erweist. Denn Grenzen fungieren nicht allein als Mittel der Abgenzung und Exklusion, sondern auch als Zonen der Begegnung und Interaktion. Dementsprechend fokussieren viele Beiträge auf die Permeabilität der Grenze als einer beweglichen Ordnung, wobei verschiedenste Aspekte der Grenzquerung Aufmerksamkeit finden. Dazu gehören etwa Diasporagruppen und Reisende, die allein schon in physischer Hinsicht gewissermaßen professionell transitorisch agieren, aber auch die Praxis der Übersetzung, die als Mittel des Kulturtransfers an der immer neuen Definition von Identität arbeitet, oder aber die Mode, in der sich das "Eigene" und das "Fremde" bzw. das "Alte" und das "Neue" kreuzen.

Die Tagungsbeiträge verdeutlichen, wie im Dialog zwischen Identität und Grenze die Beurteilung und kanonisierende Festschreibung von Gruppenidentitäten unaufhörlich zu deren Infragestellung und Auflösung ins Verhältnis treten. Ferner werden im Rahmen exemplarischer Nahbetrachtungen von südosteuropäischen Teilregionen wie Epirus und Rumänien unterschiedliche wissenschaftliche Herangehensweisen zusammengebracht, um den Dialog der Disziplinen im Spezifischen zu erwirken. Darüber hinaus wird durch die ausgeglichene Präsenz von Themen aus der Perspektive einerseits der jeweiligen Zentren der Kultur in griechischer Sprache und andererseits der in Südosteuropa und dem östlichen Mittelmeerraum verteilten Akteure das Transterritoriale als zentrales Element vorgestellt. Die vielschichtigen Blickwinkel liefern Wissenschaftler der unterschiedlichsten Disziplinen aus Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Österreich, der Schweiz, Serbien, der Türkei, Ungarn und Zypern.

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