Die getäuschte Wissenschaft

Das Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien veranstaltet vom 13. bis 14. November 2014 eine wissenschaftliche Tagung mit dem Titel: 

 

"Die getäuschte Wissenschaft. Ein Genie betrügt Europa.
Symposium zum mutmaßlichen 194. Geburtstag des Konstantin Simonides"

 

Im Mittelpunkt stehen Fälschungen und Täuschungen der Wissenschaft mit Schwerpunkt auf dem Wirken des genialen Fälschers Konstantin Simonides (1820?-1867?), der bisweilen seine eigene Biographie fälschte und wahrscheinlich sogar seinen Tod vortäuschte. Seine literarischen Falsifikate, die bis heute sehr kontrovers diskutiert werden, rückten in den letzten Jahren seine schillernde Persönlichkeit wieder verstärkt in den Fokus des Interesses. Dass er mit seinem vielfältigen Schaffen die Wissenschaft bis heute vor dornige Probleme stellt, vermag dabei allein schon ein kleines Nebenprodukt eindrucksvoll zu belegen, wie des das gefälschte Palimpsest mit dem "Hirt des Hermas" in der Österreichischen Nationalbibliothek darstellt. "Es gibt viel Betrug in der Welt und auch die Klügsten können irren" bemerkt hierzu Gustav Freytag im Jahre 1856.

So stellt der Fälscher, der sich bei seinem Tun wissenschaftlicher Methoden bedient, gestern wie heute eine Herausforderung für die Forschung dar - insbesondere dann, wenn er seine Methoden so perfekt beherrscht wie Konstantin Simonides. Noch mehr gilt dies, wenn er sich in beiden Welten - derjenigen der Wissenschaft und derjenigen der Fälschung - gleichermaßen geschickt bewegt. Spätestens dann drängt sich die Frage auf, ob die wissenschaftliche Hermeneutik heute noch in der Lage ist, neue Lösungen zu finden für alte Probleme. Oder ist und bleibt der Fall Simonides ein Warnsignal für die Anfälligkeit der Wissenschaft in Sachen Echtheit und Originalität? Mit Blick auf den griechischen Fälscher soll dieser Frage nachgegangen werden, ebenso wie die Zeit und Gesellschaft beleuchtet werden soll, die solche Aktivitäten gefördert, ja mitunter sogar provoziert haben. 

Das interdisziplinäre Symposium möchte Fragestellungen wie die hier angesprochenen zur Diskussion stellen und so den Versuch unternehmen, durch wissenschaftliches Zusammenwirken in Sachen Fälschung zu unverfälschten Ergebnissen kommen. 

Die Tagung wird von einer Ausstellung begleitet, die die Persönlichkeit von Konstantin Simonides beleuchtet, sein umfangreiches werk präsentiert und auch eine moderne Perspektive eröffnet, indem zeitgenössische griechische Künstler sich mit Leben und Werk des Simonides auseinandersetzen. Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Museum für Moderne Kunst in Thessaloniki durchgeführt. 

Vernissage: 12.11.2014, 20:00 Uhr, Aula des Instituts für Kunstgeschichte Dampus der Universität Wien (Hof 9). Laufzeit der Ausstellung: 12.11.2014-12.12.2014.

Das Symposium findet in der Aula im Campus der Universität Wien (Hof 1) statt. 

 

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