Conventazzo (Torrenova, Italien): Archäologie und Geschichte

Sizilien erbrachte im ausgehenden 19. Jahrhundert pionierhaft Erkenntnisse zur Archäologie und Siedlungsforschung des byzantinischen Raumes, Diese Vorreiterrolle fand bedauerlicherweise seitdem keine Fortsetzung, verkehrte sich sogar ins Gegenteil. Auch die Mittelalter-Archäologie, welche in den vergangenen drei Jahrzehnten auf Westsizilien mehrfach Stätten des lateinischen und arabischen Kulturkreises dokumentierte, verabsäumte es bislang, analoge Studien im stark griechisch geprägten Ostteil der Insel zu initiieren. Das beantragte Projekt "Conventazzo (Torrenova, Italien): Archäologie und Geschichte" will über einen ersten Beitrag in diesem Bereich (für den die sizilianische Denkmalbehörde erstmalig eine fünfjährige Grabungskonzession erteilt hat) hinaus mittels eines dreifach interdisziplinären Ansatzes impulsgebend für weitere Studien dieses Typs sein. Kernvorhaben ist die von modernster Prospektionsmethodik (Erdradarverfahren) unterstützte Ausgrabung einer klösterlichen Wirtschaftseinheit im chronologischen Längsschnitt von den spätantiken Wurzeln (Villa einer Latifundie) bis ins ausgehende Mittelalter, welche eingebettet ist in die wissenschaftliche Betrachtung des kommunikativ umgebenden Siedlungsraumes (zentrales Val Demone). Historisch-topographische Bestandserfassung nach dem bewährten, vielfach FWF-geförderten Konzept der Tabula Imperii Byzantini und Surveytechnik werden hierzu kombiniert; die architektonisch-kunsthistorische Analyse des auf dem Grabungsareal erhaltenen Oktogons rundet das Studienensemble von Byzantinistik, Mittelalter-Archäologie und Kunstgeschichte ab.

Projektleiter:
Prof. Dr. Ewald KISLINGER
Institut für Byzantinistik und Neogräzistik
Postgasse 7/1/3
1010 Wien
ewald.kislinger@univie.ac.at
Tel. (1) 4277 41008

Beginn: 01.10.2001
Ende: 31.08.2011