Aufarbeitung der griechischen Demosthenes-Handschriften

Das Projekt Aufarbeitung der griechischen Demosthenes-Handschriften von der Antike bis zum 11. Jh. (unter paläographischen, kodikologischen und textkritischen Gesichtspunkten) setzt sich zum Ziel, eine Monographie über die älteste direkte Textüberlieferung der Werke des Demosthenes aufgrund einer systematischen Aufarbeitung der erhaltenen griechischen Textzeugen von der Antike bis zum 11. Jh. zu verfassen. Der Schwerpunkt liegt dabei in einer ausführlichen, dem neuesten Forschungsstand entsprechenden paläographisch-kodikologischen Untersuchung der maßgeblichen byzantinischen Demosthenes-Codices (9.-11. Jh.) mit begleitenden Analysen zu den geistes- und kulturgeschichtlichen Hintergründen sowie zu den geographischen und zeitbedingten Gegebenheiten der Entstehung und des Nachlebens dieser wichtigen Textzeugen. Die sehr fragmentarisch erhaltenen antiken Textzeugen (bis zum 5.-6. Jh. n. Chr.) sollen von neuem, auf der Basis möglicht genau dokumentierten handschriftlichen Materials, kritisch untersucht und ausgewertet werden. Mitberücksichtigt wird auch die relevante indirekte Überlieferung (Lexika, Scholien, Kommentare u. ä.).

Die Erkenntnisse dieser Untersuchung werden ein neues Licht auf viele wichtige Fragen zur Textüberlieferung und Texterstellung werfen, wie z. B. auf die Frage nach dem Verhältnis der signifikanten Handschriften zueinander, auf dieArchetypusfrage, auf die Frage der Bildung von Corpora usw. Im Zuge der Arbeiten wird aus dem untersuchten Material ein mit der neuesten Oxford Classical Text-Ausgabe möglichst kompatibler Apparat relevanter Lesarten angelegt werden. Die sich dabei ergebenden neuen Erkenntnisse werden unter philologisch-textkritischen Gesichtspunkten ausgewertet.

Das Projekt stellt sich den modernsten Anforderungen sowohl der von der Paläographie und Kodikologie ausgehenden Handschriftenforschung als auch der auf einer kritischen Erfassung der Textüberlieferung basierenden Klassischen Philologie. Durch die konkrete synergetische Auseinandersetzung mit der Paläographie, der Papyrologie und der Klassischen Philologie soll so (unter bewußter methodologischer Anlehnung an die Postulate einer interdisziplinären Diskursforschung) ein neuer und innovativer Zugang zu der Demosthenes-Textüberlieferung in ihrem diachronen Charakter gewonnen werden. Aus der vorgesehenen Monographie wird die Forschung reiches Material für weitere sprachliche, literarische bzw. historische Untersuchungen an dem Werk des großen Redners schöpfen können; desgleichen sollten der kulturwissenschaftlichen Forschung Materialien für ein differenzierteres Bild der Demosthenes-Rezeption in Byzanz zur Verfügung gestellt werden.

 

Projektleiter:
Prof. Dr. Otto KRESTEN
Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien
Postgasse 7/1/3
1010 Wien
otto.kresten@univie.ac.at

Projektmitarbeiter:
Dr. Jana GRUSKOVA
Institut für Byzanzforschung der Österr. Akademie der Wissenschaften
Wohllebengasse 12-14
1040 Wien
jana.gruskova@oeaw.ac.at